Netzentwicklungs-Plan 2013

Die vier deutschen Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz, Amprion, TenneT und TransnetBW leisten einen wesentlichen Beitrag zur Energiewende in Deutschland. Mit den heute veröffentlichten Entwürfen des Netzentwicklungsplans 2013 (NEP) und des Offshore-Netzentwicklungsplans 2013 (O-NEP) zeigen sie den dafür benötigten Transportbedarf onshore wie erstmals auch offshore in den nächsten zehn Jahren auf. Die Übertragungsnetzbetreiber geben damit auch den Startschuss für die öffentliche Konsultation beider Pläne. Bis zum 14. April haben die Bürger die Möglichkeit, an der Konsultation (www.netzentwicklungsplan.de) teilzunehmen. Die Konsultationsphase wird durch zahlreiche öffentliche Informations- und Dialogveranstaltungen begleitet. Anregungen aus den Konsultationen fließen in den zweiten Entwurf des NEP 2013 und des O-NEP 2013 ein. Die Übertragungsnetzbetreiber hoffen auf eine ähnlich engagierte Beteiligung wie 2012.

Ergebnisse des NEP 2013

Im Vergleich zum NEP 2012 haben sich im NEP 2013 die im Szenariorahmen festgelegten Eingangsgrößen geändert. Weiterhin fällt in allen Szenarien die Kraftwerkskapazität der Kernenergie durch die geplanten Kraftwerksstilllegungen bis zum Ende des Jahres 2022 weg. Im Vergleich zum Vorjahr zeigt das Leitszenario B2023 jedoch deutlich höhere installierte Leistungen (insgesamt 10 GW) bei Erneuerbaren Energien. Daher sind im NEP 2013 zusätzliche Maßnahmen nötig. Den Schwerpunkt bilden weiterhin leistungsstarke Nord-Süd-Verbindungen. Erforderlich sind Netzverstärkungen und Netzoptimierungen in vorhandenen Trassen auf einer Länge von 4.400 Kilometern. Die Neubauerfordernisse umfassen 1.700 Kilometer Drehstromleitungstrassen und 2.100 Kilometer Korridore für Hochspannungsgleichstromleitungen. Die vier Gleichstrom-Übertragungskorridore haben eine Übertragungskapazität in Nord-Süd-Richtung von insgesamt 12 GW, was einer Erhöhung um 2 GW gegenüber dem NEP 2012 entspricht. Eine Umstellung von Wechselstrom- auf Gleichstrom-Betrieb ist auf einer Strecke von rund 300 Kilometern geplant. Die Gesamtinvestitionen in den nächsten zehn Jahren für den Ausbau des Transportnetzes betragen etwa 21 Milliarden Euro.

Im Vergleich zum NEP 2012 gibt es drei wesentliche Faktoren, die Einfluss auf den Übertragungsbedarf und damit auf den Netzentwicklungsbedarf im NEP 2013 haben: Die Erhöhung der Erzeugungsleistung der Windenergieanlage auf See um 1,1 GW, die Erhöhung der Erzeugungsleistung der Windenergieanlage an Land im Norden Deutschlands um 1,8 GW und die Reduzierung von ungewollten Stromflüssen über Polen, Tschechien und Österreich um 2 GW. Durch diese Verschiebungen müssen insgesamt rund 5 GW Leistung innerhalb Deutschlands zusätzlich in Nord-Süd-Richtung übertragen werden.

Methodisches Vorgehen im NEP

Der NEP 2012 hatte für alle vier Szenarien konkrete Netzaus- und -umbaumaßnahmen identifiziert. Im NEP 2013 liegt der Schwerpunkt auf der Weiterentwicklung der für das Leitszenario B2023 notwendigen Netzausbaumaßnahmen. Für die Szenarien A2023 und C2023 wurden indikative Aussagen abgeleitet.

Der vorliegende NEP 2013 beschreibt ebenso wie sein Vorgänger keine konkreten Trassenverläufe von neuen Übertragungsleitungen, sondern dokumentiert den notwendigen Übertragungsbedarf zwischen Netzknoten (Umspannwerken). Genannte Ortsnamen zur Bezeichnung von Anfangs- und Endpunkten sind rein technische Aussagen, die der Identifikation bestehender Netzanknüpfungspunkte dienen. Konkrete Trassenkorridore werden erst in der Bundesfachplanung durch die Bundesnetzagentur, oder in der Raumordnung durch die Bundesländer festgelegt.

Alle ermittelten Netzmaßnahmen zu einem bestimmten Szenario bilden mit dem Startnetz (d..h. das bestehende Netz, die Maßnahmen aus dem EnLAG und in der Umsetzung befindliche Projekte) ein bedarfsgerechtes und voll funktionsfähiges Netz für das Zieljahr. Durch die regelmäßige Aktualisierung des Netzentwicklungsplans können neue Erkenntnisse bezüglich der Erzeugungsszenarien (als entscheidende Eingangsgrößen), der technischen und der rechtlichen Entwicklungen zeitnah in die zukünftigen Netzentwicklungspläne einfließen. Auf Basis der Berechnungen und der Erfahrungen der Übertragungsnetzbetreiber lässt sich bereits 2013 ein Kernbestand an Maßnahmen identifizieren, die in jedem Fall bis 2023 umzusetzen sind. Diese Maßnahmen sind in der Tabelle "Vordringliche Netzmaßnahmen" beschrieben. Weitere Maßnahmen, die für Übertragungsaufgaben im Zieljahr ermittelt wurden, müssen im Lichte der energiewirtschaftlichen und -politischen Entwicklungen in den folgenden Netzentwicklungsplänen weiter genau beobachtet und jeweils neu bewertet werden. Sollte die Entwicklung der erneuerbaren Erzeugung weiterhin so voranschreiten wie in den Erzeugungsszenarien angenommen, wird sich die Notwendigkeit auch dieser Maßnahmen rasch erhärten und in einer Bundesbedarfsplanung Berücksichtigung finden.

Flankierend zum NEP werden die vier deutschen Übertragungsnetzbetreiber im Sommer Ergebnisse aus sogenannten "Sensitivitätsbetrachtungen" veröffentlichen, die neue Erkenntnisse zum Netzentwicklungsbedarf liefern sollen, das heißt zu möglichen Auswirkungen eines zurückgehenden Strombedarfs, der Kappung von Einspeisespitzen aus Windenergie sowie einer Regionalisierung der installierten Leistungen aus erneuerbaren Energien.

Inhalt und Umfang des O-NEP 2013

Der O-NEP 2013 zeigt den erforderlichen Ausbau des Offshorenetzes für die nächsten zehn beziehungsweise 20 Jahre auf. Er bietet erstmals die Möglichkeit, den Ausbau der Offshore-Windenergie und der Netzanbindungssysteme mit dem Ausbau des Übertragungsnetzes an Land zu synchronisieren. Im Zusammenspiel mit dem NEP ist der O-NEP damit eine Voraussetzung, um die Ziele der Energiewende zu erreichen.

Im O-NEP 2013 wurden die Entwicklung des Übertragungsnetzes an Land, die räumliche Planung auf See und die technischen Rahmenbedingungen zu einer nachhaltigen Planung mit detaillierten Angaben zu Beschaffenheit, zeitlicher Staffelung, Realisierungszeiten und Kosten der für die nächsten zehn beziehungsweise 20 Jahre notwendigen Maßnahmen zusammengefügt. Im Fokus steht hierbei besonders die zeitliche Staffelung der Maßnahmen des Offshore-Netzausbaus aufgrund von objektiven Kriterien. Dazu gehören vor allem eine Einteilung von Nord- und Ostsee in Entfernungszonen, die Berücksichtigung raumordnungsrechtlich ausgewiesener Vorrangflächen für Offshore-Windenergie sowie das Erzeugungspotenzial der Windpark-Cluster.

In den kommenden zehn Jahren beläuft sich der Bedarf an neuen Offshore-Netzanbindungen auf rund 2.150 Kilometer. Davon entfallen etwa 1.720 Kilometer auf Gleichstrom-Netzverbindungssysteme in der Nordsee und 430 Kilometer auf Drehstrom-Netzverbindungssysteme in der Ostsee. Die Investitionen für den Ausbau des Offshorenetzes betragen in den nächsten zehn Jahren insgesamt rund 22 Milliarden Euro.

Der O-NEP ist damit nicht abschließend, sondern wird ebenso wie der NEP regelmäßig überarbeitet, um den sich eventuell verändernden Rahmenbedingungen bei Erzeugung und Verbrauch gerecht zu werden.

Konsultation

Die Bürger können ihre Stellungnahme zum NEP und O-NEP entweder über die Eingabe in eine Konsultationsmaske auf www.netzentwicklungsplan.de, per E-Mail an Konsultation@netzentwicklungsplan.de oder auf postalischem Wege abgeben. Die Anschrift lautet Netzentwicklungsplan Strom, Postfach 10 05 72, 10565 Berlin. Die Stellungnahmen werden nicht individuell beantwortet, sondern fließen in den zweiten Entwurf des Netzentwicklungsplans 2013 und des Offshore-Netzentwicklungsplans 2013 ein.